Witch & Wizard 2 - Verbotene Gabe (German Edition) by James Patterson & Ned Rust

Autor:James Patterson & Ned Rust [Patterson, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik für Kinder und Jugend
ISBN: 9783732002160
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2014-09-07T22:00:00+00:00

Wisty

Wir sind eindeutig im Herzen der Neuen Ordnung angekommen. Vielleicht hat Whit recht – vielleicht können wir Den Einen wirklich nur von hier aus schlagen. Kann sein, dass wir kurz vor dem Durchbruch stehen. Aber in der Zwischenzeit sehen wir aus wie Hummer, die aus dem Kochtopf geflohen sind.

»Au, au, au, au, au!«, kreische ich und hopse auf und ab, als ich im (Überraschung!) schneeweißen Gemeinschaftsraum wieder auf mein Bruderherz treffe. Hier sollen wir wohl auf weitere Anweisungen warten.

»Brennt wie Hölle, was?«, meint Whit. »Aber ganz ehrlich … du hattest die Dusche dringend nötig. Hast schon ein bisschen gerochen.«

Ich haue ihm auf den Arm. Wie viele Nahtoderfahrungen braucht es eigentlich noch, um meinen Bruder zu einem halbwegs erträglichen Menschen zu machen? »Das sagt der Richtige. Und das mit dem Geruch hätte man auch regeln können, ohne mir die obersten Hautschichten wegzubrennen.«

Aber dann fällt mir ein extrem blutrünstiges Detektivspiel ein, das wir als Kinder gespielt haben, und ich denke mir eine kleine, gemeine Geschichte mit Byron in der Hauptrolle aus: Und in der Dusche wartet Wisteria Allgood, mit dem Hochdruck-Duschkopf im Anschlag …

Ein Gedudel, das ein bisschen an Marschmusik erinnert, setzt meinem Tagtraum ein Ende. War das der Gong? Kurz darauf trampelt eine Menge Kids durch den Flur. Einige kommen rein und pflanzen sich vor den Fernseher.

»Hey, Leute.« Ein kleiner, drahtiger Junge mit einem ernsten, sympathischen Gesicht hockt sich neben uns. Der Typ sieht noch ziemlich jung aus. »Ich heiße Crossley.«

»Ich bin Whit. Und das ist Wisty«, erwidert mein Bruder etwas zurückhaltend.

»Jaja. Wir wissen alle, wer ihr seid. Vor allem du, Wisty.« Er beugt sich vor. »War ein cooler Auftritt neulich. Wir haben’s im Netz gesehen.«

Whit und ich staunen nicht schlecht. »Im Ernst? Aber wie …«

Crossleys Blick zuckt zu ERSAs nächstem »Auge«. »Und als sie bekannt gegeben haben, dass ihr zu uns kommt, gab’s Schokolade für alle.«

»Kriegt ihr oft Schokolade?«, platze ich heraus.

»Ab und zu spendiert ERSA der ganzen Schule was. Aber normalerweise muss man sich einen Ausflug in Den Raum, In Dem Man Die Schokolade Isst, verdienen.«

»Und wie macht man das?«

»Meistens indem man gut in der Schule ist.«

»Also in Geo und so?«

»So ungefähr. Aber das kriegt ihr schon noch raus. Und die Schokolade ist echt der Hammer. Fast schon zu hammermäßig für manche Leute …« Crossley wendet sich dem Fernseher zu und setzt ein treudoofes Lächeln auf. Wie ein Baby, das gerade erfolgreich Ah-Ah gemacht hat.

Mir dämmert etwas sehr Beunruhigendes: Wir haben keine Ahnung, ob unsere Mitschüler komplett verblödete Sprösslinge der Neuen Ordnung sind, quasi Winz-Eine in der Ausbildung, oder ob es sich um unschuldige Kids handelt, die bloß tun, was sie tun müssen, um in diesem schneeweißen N.-O.-Kasten zu überleben.

Als Der Eine Kanal zeigt, wie irgendwo mit viel Trara ein rotes Band durchgeschnippelt wird, stimmt Crossley in den Jubel der anderen ein. Doch gleichzeitig hält er uns einen kleinen Papierfetzen hin, in der hohlen Hand, damit die Kameras nichts mitkriegen.

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